Vasco da Gama: So eroberte Portugals Flotte den Indischen Ozean
Bei seiner zweiten Indien-Fahrt 1502/3 betätigte sich Vasco da Gama als Eroberer. Eines seiner Schiffe war die „Esmeralda“. Das Schiff ist ein wahrer Schatz für die Wissenschaft. Deren Ausrüstung schaffte es nun ins „Guinessbuch der Rekorde“.
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Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama war nicht nur ein bedeutender Entdecker, sondern auch ein machtbewusster Admiral. Nachdem er 1498 zum ersten Mal das Kap der Guten Hoffnung umsegelt und damit den Seeweg nach Indien entdeckt hatte, machte er sich 1502 erneut auf den Weg. Diesmal allerdings umfasste seine Expedition nicht vier, sondern 21 Schiffe, die zudem schwer bewaffnet waren. Denn Indien lockte weniger aus geografischem als aus wirtschaftlichem Interesse. Die Reichtümer des Orients, zumal die der sagenhaften Gewürzinseln, sollten für Portugal erobert werden.
Die Reisen Vasco da Gamas
Eines der Schiffe war die Nao „Esmeralda“. Der Zweimaster gehörte zu der Flottille, die Vasco da Gama zum Schutz der portugiesischen Stützpunkte in Indien 1503 zurückließ, während er sich mit seinen erworbenen oder erbeuteten Schätzen auf den Heimweg machte.
1998 entdeckte der amerikanische Schatztaucher David Mearns das Wrack vor der Küste Omans im Süden der Arabischen Halbinsel. Ein wahrer Schatz für die Wissenschaft. Denn an Bord fanden sich seitdem Ausrüstungsgegenstände, deren Seltenheit ihnen jetzt den Eintrag ins „Guinnessbuch der Rekorde“ verschafft hat. Das Astrolabium der „Esmeralda“ gilt als ältestes nautisches Gerät dieser Art weltweit.
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Dabei handelt es sich um eine unscheinbare Scheibe, die Taucher 2014 aus dem Wrack bargen. Die wissenschaftlichen Analysen des Bronzestücks von 17,5 Zentimeter Durchmesser beschreiben Experten der britischen Universität von Warwick im „International Journal of Nautical Archeology“.
Das Astrolabium entstand zwischen 1496 und 1501. Das Wort bedeutet so viel wie „Sternnehmer“; es handelt sich um eine Art drehbare Sternkarte, mit der der Himmel in ebener Form nachgebildet werden kann. Damit war es Seefahrern möglich, unter anderem die Uhrzeit und die Himmelsrichtungen zu bestimmen.
Mittels 3-D-Lasertechnik fanden die Forscher feine Linien am Rand der Scheibe, die in Richtung Mitte gesehen jeweils fünf Grad auseinanderliegen. „Diese Art von Technologie ermöglicht uns ein besseres Verständnis dafür, wie die Scheibe im 15. Jahrhundert funktioniert hat“, wird Teamleiter Mark Williams von der University of Warwick zitiert. Ganze 104 Exemplare aus jüngeren Zeiten haben sich bis in die Gegenwart erhalten.
Das vor Oman entdeckte Astrolabium trägt das Wappen Portugals und seines Königs. Damit erhärtet der Fund auch die Identifizierung des Wracks. Bereits 2016 hat sein Entdecker David Mearns belastbare Indizien vorgelegt. Ein kupfernes Emblem zeigt König Manuel I., der von 1495 bis 1521 regierte und als Begründer des portugiesischen Kolonialreiches gilt.
Die Nao war der Schiffstyp, mit dem Portugiesen und Spanier ihre großen Entdeckungsfahrten bestritten. Sie ähnelte den Koggen der Hanse, war aber als Zwei- oder Dreimaster etwas größer und wegen der Kraweelbauweise, bei der die Planken Kante an Kante befestigt werden, auch stabiler.
Auch Geschosse seiner Artillerie weisen das Schiff als portugiesisches aus. Ihre chemische Analyse ergab, dass ihr Material aus zeitgenössischen Minen auf der Iberischen Halbinsel und aus England stammt. Eine Silbermünze zeigt eine Prägung, die eigens für den Indienhandel aufgelegt worden war.
Entscheidend aber sind die Initialen, die der Kapitän und Eigner des Schiffes als tödlichen Gruß auf seine Kanonenkugeln ritzen ließ: „VS“, was als Initialen von Vicente Sodré gedeutet wird. Der war ein Onkel von Vasco da Gama und führte zusammen mit seinem Bruder Brás Sodré das Kommando über die „Esmeralda“, die 1503 in einem schweren Sturm unterging.
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Auf da Gamas Expedition 1502/3 hatte Vicente Sodré das zweite Geschwader befehligt. Mit ihm hatte er an verschiedenen Gefechten teilgenommen, in denen die Portugiesen ihre Überlegenheit zur See eindrucksvoll bewiesen hatten. Denn obwohl gegenüber den eingesessenen arabischen Schiffen deutlich in Unterzahl, konnten sie mit ihren Geschützen einen Fernkampf führen, dem die Gegner mit ihrer Entertaktiknichts entgegenzusetzen hatten.
Nach da Gamas Abreise gehörten die Brüder zu der Flottille aus sechs Schiffen, der die Sicherung der neuen portugiesischen Faktoreien Cochin und Cannanore an der indischen Malabarküste anvertraut war. Aber die Kapitäne legten den Befehl sehr freizügig aus und gingen auf eigene Rechnung auf Kaperfahrt, um sich einen Anteil an den Luxuswaren zu holen, die auf den alten Routen des Indik gehandelt wurden. Daher traf der Sturm die „Esmeralda“ vor der Arabischen Halbinsel.
Mit ihr ging auch die Schiffsglocke unter. Auch sie konnte geborgen werden. Das „Guinnessbuch“ führt sie als die älteste der Welt.
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